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Leute BahnhofSOZIALTAG 2017 - Bericht

 

Persönliche Beziehung wagen - sonst geht nichts!


Silvia Burch

Auf den andern zugehen, Menschen ansprechen und Beziehungen aufbauen und pflegen – dies ist der Schlüssel, damit fremde Menschen und Einheimische sich hier respektiert und zu Hause fühlen können. Es braucht Zivilcourage und das Engagement von einzelnen wie Organisationen, damit wir mit der kulturellen Vielfalt und den neuen Herausforderungen angemessen umgehen können und gleichwohl Schweizerinnen sind. Dies ist das Hauptergebnis des 32. Sozialtages vom vergangenen 14. Januar 2017 in Goldau SZ, durchgeführt von der KAB Schweiz (Katholische Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmer-Bewegung) und „ethik22“- Institut für Sozialethik.

Herausforderung Identität

Am Samstag, 14. Januar 2017, veranstaltete die KAB Schweiz zusammen mit dem Institut für Sozialethik „ethik22“ (vormals Sozialinstitut KAB) im Pfarreizentrum Eichmatt in Goldau zum 32. Mal den Sozialtag. Wer sind wir in einer multikulturellen Schweiz? Welche Identität haben wir in einem globalisierten Land? Wie gehen wir mit der Herausforderung einer kulturellen Vielfalt um? Was können wir aus christlicher Warte für die Integration von Fremden tun? Welches Bild haben andere von der Schweiz? Diese und ähnliche Fragen beschäftigen die rund 60 Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Sozialtages, der unter dem Titel „Verunsicherung – Selbst- und Fremdverständnis in kultureller Vielfalt“ ausgeschrieben war.

Verunsicherung und Spannung sind normal!

„Wir bestimmen unsere Identität über die Gruppe!“ so führte Dr. Deniz Danaci, Dozent an der Universität Zürich aus. Kommen Anfragen von aussen, reagieren Gruppen ähnlich. Die Skepsis gegenüber dem Fremden trifft darum etwa auch Leute aus Parteien von links bis recht in ähnlicher Weise. Die Teilnehmenden einer Fishbowl-Diskussion unter der Leitung der Radiojournalistin Antonia Moser nahmen dies zum Ausgangspunkt. Cornelia Woodtli, Primarlehrerin einer multikulturellen Klasse, Beat Meiner, ehemaliger Generalsekretär der Schweizerischen Flüchtlingshilfe und Mitglied der Eidgenössischen Kommission für Migrationsfragen sowie Dr. Benedikt Loderer, „Stadtwanderer“ und Journalist diskutierten über die verschiedenen Kulturen in der Schweiz, über Werte wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Zivilcourage und die Bedeutung der Rechtsstaatlichkeit, die das friedliche Zusammenleben fördert, aber auch über unklare Zukunftsprognosen, Verdichtung und Verlustängste. Die Spannung zwischen mir und dem andern, dem Heimischen und dem Fremden ist „normal“. Entscheidend ist, ob diese Spannung zum Wohl aller Menschen genutzt werden kann!

Persönliches Engagement – nicht wegschauen!

Am Nachmittag vertieften die Teilnehmenden das Gehörte in Kleingruppen. Die persönliche Wahrnehmung, Geschichten und Erlebnisse wurden geteilt und Ansichten getauscht, wie man denn die kulturellen Herausforderungen und die erfahrenen Spannungen gesellschaftsgestaltend konstruktiv einbringen kann, oder wo man doch skeptisch ist.

Beziehung und Zivilcourage – christlich motiviert!

Im abschliessenden Podiumsgespräch brachten die Gäste wie auch die Teilnehmenden des Sozialtages ihre Erkenntnisse auf den Punkt. Konstruktiv mit Spannungen zwischen einheimisch und fremd unzugehen heisst zuerst einmal, in Beziehung treten, aufeinander zu gehen! „Kinder haben kein Hautfarbe-Problem, sie wollen miteinander Fussball spielen!“ brachte es Cornelia Woodtli auf den Punkt. Für Schweizerinnen und Schweizer ist das Einüben und Praktizieren von Zivilcourage von grosser Bedeutung. Und schliesslich bringen Organisationen wie die KAB von ihrer christlichen Herkunft her eine Wertgrundlage mit, die von grosser Bedeutung ist, Gesellschaft gerecht zu gestalten. Die Prinzipien der Katholischen Soziallehre sollen Gehör und Anwendung finden.

Das Licht der eigenen Laterne

Musikalisch begleitet wurde der Sozialtag von Saymon Kuziem. Der junge Schweizer singt auf Schweizerdeutsch und Englisch von Gottes Liebe, Friede und Glück und vom Licht der eigenen Laterne, das man hochhalten soll, damit jeder es leuchten sieht.